Ayurveda-Medizin

Anwendungen

Ayurveda-Medizin ist Heilkunst auf höchstem Niveau. Gemäss Ayurveda wird Gesundheit definiert als das physische und psychische Gleichgewicht eines Menschen in harmonischer Beziehung zu seinem sozialen Umfeld und zu der ihn umgebenden Natur.
« Der Mensch, dessen bioenergetische Prinzipien (Dosha), Verdauungsfeuer (Agni), Gewebe (Dhatu) und Ausscheidungen (Mala) – so wie auch deren Funktionen – normal sind, und dessen Seele, Sinnesorgane und Geist ruhig und klar sind, ist bei guter Gesundheit » (Sushruta Samhita, Su IV, 10)

Literatur im Ayurveda

Die traditionelle Literatur des Ayurvedavermittelt ein differenziertes Verständnis der Physiologie, der Pathophysiologie und des Krankheitsprozesses in einem anderen Licht als demjenigen der modernen westlichen Medizin. Ayurveda verfügt traditionsgemäss über effiziente diagnostische, präventive und therapeutische Mittel und bietet somit die Möglichkeit, zuverlässige Behandlungspläne auszuarbeiten und Prognosen zu stellen. Ayurveda als differenziertes und vollständiges Medizinsystem vermittelt dem Menschen einerseits die Kenntnis seiner selbst, die für die Erhaltung seiner Gesundheit unentbehrlich ist, und andererseits das nötige Wissen und Können, um Störungen des Gleichgewichts in einem Organismus zu beheben und so die Gesundheit wieder herzustellen, oder zumindest die Entwicklung eines Krankheitsprozesses zu stoppen oder umzukehren. Wo dies nicht möglich ist, hat Ayurveda palliative Mittel zur Erhaltung oder sogar zur Verbesserung der Lebensqualität zu bieten.

Die Medizinkunst des Ayurveda zeichnet sich aus durch

  • eine individualisierte Vorgehensweise: Die Präventivmedizin stützt sich ab auf die Kenntnis der individuellen Konstitution, und die Kurativmedizin berücksichtigt die individuellen pathologischen Ungleichgewichte
  • ein holistisches Menschenbild: der menschliche Organismus wird als unteilbares Ganzes und als Einheit von Körper, Seele und Geist betrachtet
  • die Mitberücksichtigung der Umgebung eines Menschen: Sie berücksichtigt dessen soziales und berufliches Umfeld und betrachtet ihn als integrierenden Bestandteil der Natur (die Heilmittel entstammen der Natur, haben wenig Nebenwirkungen und verursachen keine Umweltverschmutzung)

und durch die folgenden therapeutischen Ansätze:

  • Verordnung von einfachen oder komplexen Präparaten mit Substanzen vor allem pflanzlichen Ursprungs (beruhend auf einer der grössten existierenden Pharmakopöen), aber auch von tierischer und mineralischer Herkunft
  • Verfahren zur Tiefenreinigung des Organismus (Pancha Karma)
  • Zahlreiche Behandlungstechniken und Massagen nach Ayurveda, oftmals mit externer Anwendung medizinischer Präparate
  • Ayurveda-Ernährungslehre und Diätetik
  • Beratung in Lebenshygiene (Empfehlungen zur Tages-und Lebensgestaltung)

Die acht Spezialgebiete der Ayurveda-Medizin

Ayurveda umfasst traditionsgemäss acht Spezialgebiete, in deren Rahmen sowohl im kurativen und palliativen wie im präventiven und erzieherischen Bereich gemeinsam eine umfassende Arbeit geleistet wird:

  1. Innere Medizin (umfasst auch Verfahren zur Tiefenreinigung, genannt Pancha Karma, und Pharmakologie)
  2. Pädiatrie – Gynäkologie – Geburtshilfe
  3. ORL und Gesichtschirurgie
  4. Chirurgie
  5. Toxikologie
  6. Regeneration des Organismus und Stärkung des Immunsystems
  7. Fertilität – Prokreation
  8. Behandlung der Krankheiten übernatürlichen Ursprungs

 

Durch Ayurveda behandelte Pathologien

Unter anderen werden folgende Pathologien durch Ayurveda mit befriedigenden Ergebnissen behandelt:

  • Bewegungsapparat und Rheumatologie : Arthrose, Ischiassyndrom, rheumatoide Polyarthritis, Gicht, Spondylitis ankylosans, Epicondylitis, Fibromyalgie
  • Verdauungssystem : Magenübersäuerung, Magenentzündung, Magengeschwür, Hämorrhoiden, Verstopfung, Reizdarmsyndrom, Colitis Ulcerosa (ulcero-hämorrhagische Rektokolitis), Morbus Crohn
  • Neurologie : Neuralgie, Migräne, periphere Neuropathie, Lähmungen, multiple Sklerose, Parkinson
  • Stoffwechselsystem : Diabetes Typ II, Übergewicht, Hyperlipidämie, Kachexie
  • Psyche : Angstgefühle, reaktionelle Depression, Schlafstörungen, Burn out
  • Herz-Kreislauf-System : Koronare Herzkrankheit, Myokardischämie (nicht akut), Arteriosklerose, Bluthochdruck, Herzarhythmien, Herzinsuffizienz
  • Gynäkologie : Vaginitis, Cystitis, prämenstruelles Syndrom, Monatsbeschwerden (Dysmenorrhoe), starke Regelblutungen (Hypermenorrhoe und Hämorrhagie), Wallungen

Diese Liste ist nicht vollständig, aber sie gibt einen Überblick über die Vielfalt der durch Ayurveda behandelten Erkrankungen.

Wie daraus ersichtlich wird, behandelt man durch Ayurveda nicht nur chronische funktionelle, psychosomatische oder degenerative Störungen, sondern auch akute beginnende oder und fortgeschrittene organische Krankheiten. Die ursprünglichen Schriften erwähnen die prognostischen Kriterien nicht nur für eine bestimmte Krankheit als solche, sondern für die Erkrankung im gesamten Zusammenhang des erkrankten Individuums, unter anderem unter Berücksichtigung der Immunität, des Verdauungsvermögens, der Qualität der Gewebe, der « Virulenz » der Krankheit, der psychischen Kraft und des Alters. Gewisse Erkrankungen kann man noch im fortgeschrittenen Stadium mit guten Ergebnissen behandeln, andere nur im Frühstadium. In der Palliativmedizin leistet Ayurveda einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung und zur Erhaltung der Lebensqualität. Je nach Krankheitsbild und Stadium des Krankheitsprozesses kann eine ayurvedische Behandlung allein ausreichen oder muss als Begleitung einer schulmedizinischen Behandlung angewendet werden.

 

Berufe

Ayurveda-Medizin wird in der Schweiz vereinzelt von Schulmedizinern mit Zusatzausbildung in Ayurveda-Medizin ausgeübt, seit 2015 von national anerkannten Naturheilpraktikern mit eidg. Diplom in Ayurveda-Medizin sowie seit Jahren von Therapeuten in Ayurveda-Medizin mit unterschiedlichen individuellen Ausbildungen (siehe Liste Praktizierende)

 

Forschung in Ayurveda-Medizin:
Ayurveda-Medizin beruht auf empirischen und evidenzbasierten Grundlagen (EBM = Evidence Based Medicine) und hat sich auf dieser Basis im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt. Davon zeugen Datenbanken die folgenden Datenbanken:
DHARA (Digital Helpline for Ayurveda Research Articles) www.dharaonline.org :
Umfasst ausschliesslich Artikel, die in Zeitschriften für Alternativmedizin, Ayurveda, westliche Wissenschaft oder Schulmedizin veröffentlicht worden sind, und die der Forschung in Ayurveda gewidmet sind oder damit im Zusammenhang stehen.
AYUSHPORTAL, das Internetportal des Departements AYUSH (für traditionelle Medizinsysteme in Indien) des indischen Gesundheitsministeriums ayushportal.nic.in :
Enthält Studien, die im Zusammenhang mit den verschiedenen traditionellen Medizinsystemen in Indien stehen und zum Teil noch nicht veröffentlicht worden sind.